03.04.2020
Mit SARS-CoV-2 trat vor rund drei Monaten in China ein ursprünglich vermutlich aus Fledermäusen stammendes, neues zoonotisches Coronavirus beim Menschen auf, das zu einer Pandemie führte. Ob das neue Coronavirus SARS-CoV-2
auch andere Tierarten infizieren kann, wird weltweit von verschiedenen
Forschungsinstituten untersucht. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)
begann vor wenigen Wochen mit Infektionsstudien in Schweinen, Hühnern,
Flughunden und Frettchen. Wie das FLI gestern informierte, zeigen erste Ergebnisse, dass Flughunde und
Frettchen empfänglich für eine SARS-CoV-2
Infektion sind, Schweine und Hühner hingegen nicht. Insbesondere die
Empfänglichkeit von Frettchen ist ein wichtiger Befund, da sie als
Modelltiere für die Infektion des Menschen zur Erprobung von Impfstoffen
oder Medikamenten eingesetzt werden könnten.
In den Infektionsstudien wurde den Tieren SARS-CoV-2
in die Nase verabreicht, um den natürlichen Infektionsweg beim Menschen
über den Nasen-Rachenraum nachzuahmen. Nilflughunde, die zu den
Fledertieren gehören, wurden getestet, um Kenntnisse über die vermutete
Reservoirfunktion von Fledermäusen zu erlangen. Diese Tiere konnten zwar
infiziert werden, zeigten aber keine Krankheitssymptome und steckten
Artgenossen nicht effizient an.
Frettchen sind bei anderen Atemwegs-Infektionen, insbesondere durch Grippeviren, ein gutes Modell für den Menschen. Da SARS-CoV-2
sich vor allem im Atmungstrakt vermehrt, könnten Frettchen sich als
Modell auch für diese Infektion eignen. Nach solch einem Tiermodell, das
die Infektion des Menschen widerspiegelt, wird derzeit weltweit
dringend gesucht.
Die Versuche des FLI zeigen, dass sich Frettchen effizient mit SARS-CoV-2
infizieren lassen, das Virus gut vermehren und es auf Artgenossen
übertragen. Die Tiere vermehrten das Virus hauptsächlich in den oberen
Bereichen des Atmungstraktes, zeigten dabei aber keine
Krankheitssymptome. Damit steht ein Infektionsmodell zur Verfügung, das
bei der Erprobung von Impfstoffen und Medikamenten gegen SARS-CoV-2
helfen könnte.
Nutztiere sind besonders in Kontakt mit dem Menschen. Daher wurden Schweine und Hühner auf Empfänglichkeit für SARS-CoV -2 getestet. Es wurde untersucht, ob die Tiere infiziert werden, den Erreger vermehren und Krankheitssymptome zeigen. Weiterhin wurde getestet, ob sie den Erreger wieder ausscheiden und damit eine potenzielle Gefahr für den Menschen darstellen könnten. Unter den Versuchsbedingungen zeigten sich weder Schweine noch Hühner als empfänglich für eine Infektion mit SARS -CoV -2. Nach jetzigem Kenntnisstand sind sie also von dem Virus nicht betroffen und stellen demnach kein potentielles Risiko für den Menschen dar.
Die komplette Auswertung aller Versuchsreihen wird nach Angaben des FLI noch einige Zeit in Anspruch nehmen, mit den Endergebnissen ist Anfang Mai zu rechnen.